Die Corona-Pandemie hat die Fragilität der fragmentierten Wissensgesellschaft verdeutlicht. Felix Tretter legt eine kritische, konkrete Diagnose vor und empfiehlt als Therapie eine umfassende interdisziplinäre Perspektive der Humanökologie/Sozialökologie: eine Art multifokale Brille, mit der verschiedene Bereiche in einem verbindenden Rahmen betrachtet werden.
Pandemie, Klimakatastrophe, Ernährungskrise, Überbevölkerung: Die Komplexität, Wechselwirkungen und Dynamik aktueller Ereignisse erfordern die Anwendung systemischen Denkens auf der Basis der Systemwissenschaft; die Kompetenz für interdisziplinäres wissenschaftliches Zusammenhangsdenken wird überlebenswichtig.
Das Postulat gilt nicht nur für die Scientific Community und die politisch-wirtschaftlich-kulturell relevanten Eliten. In Demokratien benötigt eine möglichst breite Bevölkerung Bildung und Zusammenhangsdenken, um das Informationsangebot der Wissenschaft adäquat rezipieren und sich an der Willensbildung bzw. Krisenbewältigung konstruktiv-kompetent beteiligen zu können.
Prof. Dr. Dr. Dr. Felix Tretter ist ein deutscher Nervenarzt, Sozialforscher, Systemforscher und Philosoph, Professor für klinische Psychologie an der Ludwig Maximilians Universität München. Er ist Vizepresident des Bertalanffy Center for the Study of Systems Science und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Humanökologie. Er war Chefarzt einer Klinik für Suchtmedizin (Isar Amper Klinikum, München).
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