Einem Großteil der Patienten ist die Lebensqualität wichtiger als die pure Lebenszeitverlängerung. Daher stellt Schäffner eine Alternative zur Dialyse zur Diskussion - die Comprehensive Conservative Care (CCC). "In vielen Zentren wird CCC weiterhin nicht routinemäßig angeboten und falls doch, ist die Behandlung häufig von minderer Qualität. Qualitätsindikatoren einer guten CCC sind multidisziplinäre Teams, eine gemeinsame (Arzt + Patient) Entscheidungsfindung, Symptommanagement, psychologische sowie kulturelle Unterstützung und ein gutes Training derjenigen, die die Behandlung anbieten.
Für die CCC bedarf es eines strukturierten und intersektoralen Behandlungsansatzes. Ein multidisziplinäres Team würde im Idealfall aus den Fachrichtungen Nephrologie, Geriatrie, Palliativmedizin, Ernährungswissenschaft, Pflege, Psychiatrie bestehen. Das bedeutet allerdings nicht, dass bei jedem Patienten zwingend jeder aus dem Team benötigt wird. Für Deutschland gilt, dass es sicherlich ein neues Regelwerk geben muss, um die Umsetzung von CCC erfolgreich voranzutreiben."
Kommunikation ist in diesem Kontext zentral - und in der Realität häufig defizitär. "Viele Patienten haben ein großes Informationsbedürfnis zu den Symptomen, zu Therapiemöglichkeiten und Lebenserwartung. Andere hingegen möchten eventuell gar nicht so viel Information. In einer Studie zeigte sich, dass weniger als zehn Prozent der Dialysepatienten berichten, jemals eine Unterhaltung über die eigenen Behandlungs-Präferenzen mit den behandelnden Ärzten geführt zu haben. Was sich die meisten Patienten offensichtlich wünschen, ist medizinisches Fachpersonal, das Empathie zeigt und dem Patienten das Gefühl vermittelt, sich damit wohlzufühlen, über Tod und Sterben zu sprechen."
Akademie Niere (Hrsg.) Lehrbuch für Nieren- und Hochdruckkrankheiten 2023.
Pabst, 798 Seiten, Hardcover