einfach.LEBEN – Die Gesichter der Sucht
Drogen- und Alkoholsüchtige müssen mit vielen Vorurteilen kämpfen und sehen sich mit gesellschaftlicher Ablehnung konfrontiert. Oft fehlt den Betroffenen daher Vertrauen in sich selbst sowie Zuversicht – dies sind nur einige Aspekte unter vielen, warum die Rehabilitation von Suchtkranken so oft scheitert. Peter Schay, Roland Helsper und Marion Birkholz blicken mit den „Gesichtern der Sucht“ hinter die selbst errichteten „Mauern“ der Süchtigen und möchten anregen, einander offen zu begegnen und neugierig auf die Menschen zu sein, die sich hinter der Sucht verbergen.
Dieses Buch ist zugleich der Versuch, die Erkenntnisse aus einer 40-jährigen Tätigkeit in diversen Arbeitsfeldern der Suchtkrankenhilfe zu bündeln. Es zeigt auch die Notwendigkeit von guter institutioneller Zusammenarbeit mit einem abgestimmten Schnittstellenmanagement, damit eine optimale Versorgung erreicht werden kann.
Die Autoren plädieren dafür, die starren Grenzen einer Standardrehabilitation um die Konzepte der sozialen Rehabilitation grundsätzlich zu erweitern, um Klient*innen besser erreichen und den Kreislauf des Scheiterns unterbrechen zu können.



Unsere Gesellschaft begegnet drogen- und alkoholsüchtigen Menschen mit Vorurteilen, manchmal sogar mit gesellschaftlicher Ablehnung. Dies ist ein Grund, warum die Betrogenen es schwer haben, gesellschaftliche Aufmerksamkeit und Akzeptanz für ihre Bedürfnisse zu erlangen. Andererseits fehlt den Betrogenen aber auch Vertrauen in sich selbst und Zuversicht, sich gesellschaftlich zu positionieren und ihre Belange zu artikulieren, um ihre Bedürfnisse durchzusetzen. Mit den „Gesichtern der Sucht“ blicken Peter Schay, Roland Helsper und Marion Birkholz hinter die selbst errichteten „Mauern“
der Süchtigen. Dazu wird ein Bild bunter Variationen der Sucht entworfen. Das Buch gliedert sich in sechs Beiträge, die von fünf Porträtfotos und kurzen Gedankenstatements Betrogener begleitet werden. Insbesondere die Porträts schaffen es, beim Leser Nähe zu vermitteln, und eröffnen einen sinnlichen und emotionalen Zugang zu von Sucht betrogenen Menschen. Die Beiträge behandeln Fallstudien, Projekte, geben Einblicke in ambulant betreutes Wohnen und erläutern Thematiken der sozialen Rehabilitation.
Gezeigt wird, für eine erfolgreiche Suchtrehabilitation sind eine gute institutionelle Zusammenarbeit und ein abgestimmtes Schnittstellenmanagement notwendig. Aber vor allem plädieren die Autoren für
eine patientenzentrierte Rehabilitation, die den Patienten mit seinen individuellen Bedürfnissen und sozialen Rahmenbedingungen jenseits einer Standardrehabilitation erreicht und begleitet. Die Autoren arbeiten
seit 40 Jahren in unterschiedlichen Arbeitsfeldern der Suchtkrankenhilfe und bündeln mit diesem Band ihr jahrzehntelanges Erfahrungswissen. Vorgelegt wird ein interessantes Buch, dessen Beiträge und
Porträts die Leser ermutigen, einander offen zu begegnen und mit Neugierde auf die Menschen, die sich hinter der Sucht verbergen, zuzugehen.
AusSuchtAktuell 1-2020 | https://www.sucht.de/suchtaktuell-zeitschrift-des-fvs.html