Auszug Buchrezension: Menschengerechte Automatisierung – Utopie oder Untergang?

"Aufgrund der exzellenten Zusammenfassung der methodischen Grundlagen im Bereich Human Automation Interaction (HAI), Human-Autonom-Teaming (HAT), Joint Cognitive Systems, Job Crafting und nicht zuletzt dem angewandten Mixed-Method-Ansatzes empfehle ich dieses Buch aber vor allem Studierenden, Lehrenden, sowie Arbeits-, Organisations- und Luftfahrtpsyschologen, Human Factors Experten, Usability Engineers und Ergonomen. Für Luftfahrtinteressierte, die sich für angewandte Wissenschaft in der Praxis begeistern, ist dieses Buch eine wertvolle Ergänzung der Heimbibliothek. Warum ich das glaube, erfahren Sie in den folgenden Zeilen."

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Dr. Michaela Schwarz, Luftfahrtpsychologin, widmet sich seit mehr als 15 Jahren der Optimierung der Mensch-Maschine-Schnittstelle, sowie die Steigerung von Sicherheitsbewusstsein in der Luftfahrt und anderen High Reliability Organisationen. Sie arbeitet schwerpunktmäßig mit Pilot:innen, Kabinenbesatzung, Flugverkehrsleiter:innen, Flugzeugmechanker:innen, Sicherheitsexpert:innen, sowie Fluginspektor:innen und deren Manager:innen. Sie ist in diversen luftfahrtpsychologischen Vereinen aktiv (AAPA, EAAP) und Gastvortragende an der FH JOANNEUM in Graz.

Buchkritik:

Automatisierung und Digitalisierung werden oft als Chance gesehen, Systeme weiterzuentwickeln, Kosten einzusparen und Kapazitäten zu erhöhen. Jedoch wird in der Praxis oft der wichtigste Faktor, der Mensch, vergessen oder dieser wird erst zu spät eingebunden, um eine effiziente und vor allem sichere Implementierung zu ermöglichen. Frau Rieth spricht in Ihrem Buch gezielt diese Thematik an. Sie analysiert sehr anschaulich die Risiken und Möglichkeiten der Automatisierung in HROs, sowohl die Gefahren als auch die Möglichkeiten sind auf den Faktor Mensch ausgerichtet. Eine ihrer gezielten Fragestellungen geht in die Richtung einer humanzentrierten Gestaltung des Arbeitsplatzes und auch der damit einhergehenden Automatisierung, gefolgt von den Abläufen und den Schritten, wie der Mensch seinen Arbeitsplatz und seine Arbeitsmittel nutzt, um gezielt und effizient seine Arbeiten zu verrichten. Das Beispiel der Flugsicherung, und vor allem hier auch die Untersuchungen im operativen Umfeld, beweisen eine Detailtreue und stellen auch den Input der am „sharp end“ arbeitenden Experten dar. Sie umfasst die Notwendigkeit und Wichtigkeit des Einbindens dieser Experten und dass eine Automatisierung nicht ohne die entsprechende Einbindung des Menschen von Erfolg gekrönt sein wird oder sich die gewünschten Effekte erst spät oder gar nicht einstellen.

Ihre Analysen und Thesen basieren nicht nur auf der aktuellen Studienlage, sondern v.a. auf eigenen Felduntersuchungen in unterschiedlichen Flugsicherungsstellen - kombiniert mit Interviews und Workshops. Wer für die Planung oder Umsetzung automatisierter Strukturen in HROs zuständig ist, findet im Buch - auf der Basis einer qualifizierten Dissertation - wertvolle Hinweise: Für jeden Grad der Automatisierung eignet sich der Band als Grundlagen- und als Nachschlagewerk. FluglotsInnen dienen als Beispiel, doch die grundlegenden Analysen und Thesen gelten für jede HRO.Dieses Buch ist nicht nur zum einmal Lesen gemacht, sondern leistet auch als Nachschlagewerk gute Dienste – egal wie groß der Grad der Automatisierung eines Systems sein mag. Der Fluglotse dient im Buch nur als Beispiel, aber die Analysen und Thesen haben generell für alle HROs Gültigkeit.

Alfred Vlasek, M.Sc. Human Factors and System Safety, ist Safety Instructor bei der IFATCA (International Federation of Air Traffic Controllers Association) und Mitglied der IFATCA Safety und Just Culture Advisors. Zudem ist er nebenberuflich Lehrender an der FH Campus Wien am Studiengang für Safety and Systems Engineering.