Hat sich die Drogenpolitik in der (fast) vergangenen Legislaturperiode wirklich weiterentwi-ckelt? Leider nur bedingt. Einige Versprechungen aus dem Koalitionsvertrag wurden zwar umgesetzt – aber eher auf Sparflamme. Von den großen Plänen zur Cannabislegalisierung ist die Realität einer Teillegalisierung übriggeblieben – immerhin! Die Legalisierung von Drug-Checking wurde 2023 beschlossen – allerdings bleibt es nun den Ländern überlassen, die Umsetzung selbst zu gestalten, was bedeutet, dass einige weiter darauf warten müssen. Und dann gibt es noch den (seit mind. 40 Jahren) ersten fachkundigen Drogenbeauftragten, der immerhin ein kleines Aufbruchsignal in Richtung realitätsnahe Drogenpolitik gesetzt hat. Endlich wurde die regierungsamtliche Abstinenzanbetung als alleiniges Ziel aller drogenpoli-tischen Bemühungen hinterfragt.
Kritische Themen, die angegangen wurden:
- - Begleitetes Trinken wurde endlich abgeschafft
- - Diskussionen über die Anhebung des Mindestalters für Alkohol auf 18 Jahre
- - Regulierung der Zugänglichkeit zu Lachgaskartuschen
- - Diskussion um den Einbezug einer schadensminimierenden Strategie in die Tabakkon-trollpolitik und vieles mehr!
Doch nach dem 23. Februar 2025 könnte sich alles wieder ändern, und die Fortschritte wie-der in Frage gestellt werden. ABER: Drogenprobleme sind zu groß und komplex, um sie in mehrere Ministerien zu verteilen und nur halbherzig zu behandeln. 8,2 Millionen Menschen in Deutschland sind abhängig von Substanzen, Medien, Glücksspiel, etc. und 13 Millionen konsumieren Substanzen missbräuchlich – da darf nicht weiter nur auf Minimalniveau gear-beitet werden.
Der Alternative Drogen- und Suchtbericht bleibt das notwendige Instrument, um eine evi-denzbasierte, humane Drogenpolitik und akzeptierende Drogenhilfe voranzutreiben – und das geht nur mit echten, konsequenten Lösungen.
Der 11. ADSB wird Ihnen vorgestellt von:
- Prof. Dr. Heino Stöver, Vorstandsvorsitzender akzept e.V. und Frankfurt University of Ap-plied Sciences
- Nina Pritszens, Geschäftsführerin von vista (Verbund für integrative soziale und thera-peutische Arbeit gGmbH) Berlin
- Dr. med. Maurice Cabanis, Ärztl. Direktor der Klinik für Suchtmedizin und Abhängiges Verhalten am Klinikum Stuttgart