Hitzewellen, Luftverschmutzung und sich durch höhere Temperaturen weiter verbreitende Infektionskrankheiten gefährden zunehmend die Gesundheit der Bevölkerung. Das zeigt der Lancet Countdown Bericht zu Klimawandel und Gesundheit, der heute offiziell vorgestellt wird. Demnach führten in Deutschland extreme Temperaturen allein im Jahr 2022 zu mehr als 9000 hitzeassoziierten Todesfällen. „Extreme Hitzewellen treten immer häufiger auf und belasten vor allem diejenigen, die bereits chronisch erkrankt und damit besonders gefährdet sind“, erklärt Professor Dr. med. Frank Lammert als Sprecher der DGIM-Arbeitsgruppe Klima und Gesundheit.
Besonders internistische Krankheitsbilder wie Nieren-, Lungen- oder Herzerkrankungen und ihre Komplikationen werden durch Hitze und hohe Luftverschmutzung gefördert. „Krebserkrankungen werden durch die Feinstaubbelastung mitverursacht, indem die Partikel tief im Lungengewebe Entzündungsreaktionen auslösen“, so Lammert. Laut dem Experten muss der Schutz der Bevölkerung vor Gesundheitsrisiken, die mit Klimawandel und Umweltverschmutzung einhergehen, deutlich verstärkt werden.
Medizin und Wissenschaft als Teil der Lösung
Der Policy Brief zum Lancet Countdown Bericht zählt 3 Handlungsfelder auf: gesundheitlicher Hitzeschutz, Ernährung und ein resilienter Gesundheitssektor. „Als medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft können wir mit der Expertise unserer Mitglieder zu allen drei Bereichen wissenschaftliche Evidenz und Verbesserungsansätze beitragen“, sagt Professor Dr. med. Jan Galle, Vorsitzender der DGIM 2024/2025. Der Nieren-Spezialist hat das Thema Klimawandel daher erneut zu einem zentralen Thema des 131. Internistenkongresses im Mai 2025 erhoben.
Als Beispiele nennt der Experte den Einsatz von Telemedizin zur Reduktion vermeidbarer Autofahrten bis hin zu evidenzbasierten Ernährungsempfehlungen. „Gerade bei der Ernährung und beim Verhalten im Alltag gilt: Was gut für unseren Körper ist, ist auch gut für die Umwelt“, so Galle. Wer sich pflanzenbasiert ernähre und beispielsweise den Arbeitsweg mit dem Fahrrad zurücklege, senke das Risiko für chronische Erkrankungen wie Adipositas oder Diabetes und schone zugleich die Umwelt. „Als Ärztinnen und Ärzte sollten wir ein gutes Beispiel abgeben und eine aktive Rolle einnehmen, um die Umwelt nachhaltig zu schützen. Damit tragen wir auch zur Resilienz des Gesundheitssektors gegen die Klimaerwärmung bei“, so der DGIM-Vorsitzende.
DGIM unterstützt wissenschaftliche und politische Zusammenarbeit
Die DGIM begleitet das Thema Klimawandel und Gesundheit schon seit mehreren Jahren. „Fest steht: Wir können nicht abwarten, bis die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels die Versorgung überlasten. Präventives Handeln ist jetzt nötig, um ein stabiles Gesundheitssystem für die Zukunft zu sichern“, betont DGIM-Generalsekretär Professor Dr. med. Georg Ertl aus Würzburg.
Um die Resilienz des Gesundheitswesens zu stärken, unterstützt die DGIM die wissenschaftlichen Empfehlungen des Lancet Countdown und setzt sich für die umfassende Umsetzung der Maßnahmen ein. Dabei ist die Zusammenarbeit mit politischen Entscheidungsträgern von zentraler Bedeutung, um innovative und nachhaltige Gesundheitslösungen zu fördern. Die DGIM sieht sich in der Pflicht, ihre medizinisch-wissenschaftliche Expertise in diesen Prozess einzubringen und aufzuklären
„Der Klimawandel ist ein globales Gesundheitsrisiko, das wir nur gemeinsam bekämpfen können. Die DGIM leistet dazu ihren Beitrag, indem sie in diese gesellschaftliche Debatte die wissenschaftliche Perspektive einbringt“, so Ertl abschließend. Das Ziel sei es, Gesundheitsversorgung und Klimaschutz nachhaltig miteinander zu verbinden.