Wir sollten "die langfristigen Effekte des schlechten, ungesunden Wohnens nicht unterschätzen und besser intelligente Lösungen für die zukünftige Wohnkultur entwickeln, die den Aspekt ´gesund ´ von vornherein mitbedenken, anstatt später nachbessern oder ´heilen´ zu müssen. Dies erfordert sicher auch ein Überdenken alter Standards und Vorgaben auf allen Seiten. Welche - gerade architektonischen - Merkmale bestimmen das als ´gesund´ erlebte Wohnen? Und welche gefährden hingegen die psychosoziale Gesundheit?" Das reich illustrierte, großformatige Buch liefert wissenschaftlich fundierte Antworten.
Die Autorinnen gehen einerseits davon aus, dass Wohnkosten weder Mieter, noch Eigentümer wirtschaftlich überlasten dürfen. Anderseits soll die Wohnung vier Bedürfnissen - und damit einem Gesundheitserleben - dienen:
1. Bedürfnis nach Beziehungen - Privatheit geht vor Interaktion
2. Bedürfnis nach Entwicklung - Stimulation und Regeneration
3. Bedürfnis nach Zugehörigkeit - Individualität und Tradition
4. Bedürfnis nach Komfort - Effizienz statt Überfluss
Als eines von vielen Beispielen stellen die Autorinnen einen Sommer- und Wintergarten (Abb.) vor, der an ein Gebäude aus den 50er Jahren angebaut wurde und "das Bedürfnis nach individuellem Ausdruck nach innen und nach außen zu sättigen hilft. Die transparente Gebäudeerweiterung lässt die ehemals geschlossene Fassade der alten Bestandsbauten offen und luftig erscheinen und durchbricht gleichzeitig die starke Horizontalität alter Zeilenbauweise durch die Betonung der vertikalen Achse. Durch rhythmische Veränderungen der begehbaren Ränder der Wintergärten entstehen ein portionierter Fassadeneindruck und ein Flächenrelief, das ohne Farbe auskommt.
Das Narrativ zeigt, wie dadurch der Eindruck eines ´Das ist meins´, also eines architektonischen Selbstausdrucks, gestärkt werden kann. Der Vergleich zwischen altem Bestand und dem neuen qualitativen Raumkonzept verdeutlicht, wie positiv verändert der Öffnungsgrad der Fassade im qualitativen Raumkonzept ist und somit den nachgewiesenen Zusammenhang zur Gesundheitsassoziation nutzt. Der Sommer- und Wintergarten stellt den Bewohnenden auch faktisch mehr Darstellungs-, Gestaltungs- und Wiedererkennungsfläche bereit und trägt auf diese Weise zur gesundheitsrelevanten Sättigung des Bedürfnisses nach Zugehörigkeit bei," werten die Autorinnen.
Sie zeigen diverse kreative Möglichkeiten, im alten Baubestand nicht nur zusätzliche Wohnflächen zu schaffen, sondern auch ältere Häuser energetisch und ästhetisch deutlich aufzuwerten.