"Die beatmungsinduzierte diaphragmale Dysfunktion ist gekennzeichnet durch Muskelatrophie und muskulären Strukturschaden mit konsekutiver Atemmuskelschwäche. Die kontrollierte Beatmung mit Unterdrückung der spontanen Zwerchfellkontraktion trägt maßgebend zur Atrophie der muskulären Atempumpe bei. Die beatmungsinduzierte Zwerchfellschädigung nimmt in ihrer Ausprägung mit der Dauer der maschinellen Beatmung zu und ist unter kontrollierter Beatmung stärker ausgeprägt als unter augmentierter Beatmung."
Oczenski und Hörmann beschreiben mögliche Ursachen eines beatmungsinduzierten diaphragmalen Myotraumas:
- vollständige Unterdrückung der inspiratorischen Atemmuskelanstrengung infolge kontrollierter Beatmung
- zu hohe inspiratorische Atemmuskelanstrengung infolge zu geringer maschineller Druckunterstützung und inadäquater Analgosedierung
- exzentrisches diaphragmales Myotrauma (Während der - durch die mandatorische Expiration bedingten - Muskeldehnung kommt es zu einer spontanen Muskelkontraktion, hervorgerufen durch Patient-Respirator-Asynchronie)
- exspiratorisches Myotrauma (Überdehnung von Muskelfasern, z.B. durch einen zu hohen intrinsischen PEEP bei COPD oder die Applikation eines zu hohen externen PEEP, sodass bei PEEP-Reduktion ein inadäquates Spannungs-Längenverhältnis der Muskelfasern resultiert)
"Der Erhalt der Spontanatmung hat zwerchfellprotektive Effekte, die jedoch abhängig vom Grad der Entlastung der Zwerchfellmuskulatur sind. So kann sowohl eine zu hohe als auch eine zu geringe Entlastung ein ventilatorinduziertes diaphragmales Myotrauma hervorrufen ..."
Die Autoren bieten eine ausführliche Übersicht für ein optimales therapeutisches Vorgehen.
W. Oczenski, Ch. Hörmann: Mythos der Spontanatmung beim ARDS - zwischen Muskelrelaxierung und Zwerchfellprotektion.
In: B. W. Böttiger, W. Kuckelt (Hrsg.) Jahrbuch Intensivmedizin 2020.
Pabst, 349 S., Hardcover ISBN 978-3-95853-581-7,eBook ISBN 978-3-95853-582-4