Gundula Ernst und Kollegen resümieren aus eigener Erfahrung: "Um PatientInnen und ihren Familien zeitgemäße Angebote zu machen, muss überlegt werden, wie Elemente der Digitalisierung erfolgreich genutzt werden können.
Dabei kommen sowohl reine online-Schulungen in Frage als auch eine Kombination aus Online- und Präsenzanteilen sowie die Nutzung von digitalen Elementen in Präsenzschulungen. Die Konzepte sehen, abhängig von der Zielgruppe, den Inhalten und dem Schulungssetting, sehr unterschiedlich aus. So sind Onlineschulungen vermutlich weniger geeignet für junge Kinder oder wenig technikaffine Menschen. Einheiten, bei denen Handlungsabläufe praktisch geübt werden, scheinen in Präsenz besser umsetzbar. Auch sehr emotionsgeladene Themen oder Programmteile, bei denen Gruppenprozesse eine tragende Rolle spielen, sind in Präsenz leichter zu realisieren.
Für Wissensvermittlungen, individuelle Vertiefungen oder den Austausch über Umsetzungserfahrungen können die Vorteile von Digitalangeboten überwiegen; ebenso bei Personengruppen, die sonst nicht für Patientenschulungen gewonnen werden können (z.B. aufgrund langer Anfahrtszeiten oder Mobilitätseinschränkungen).
Damit Schulungen bzw. Schulungsteile online erfolgreich sind, müssen eine Reihe von Qualitätskriterien erfüllt werden. Eine einfache Kopie der Inhalte und Methoden der Präsenzschulung in ein Online-Format oder reine Powerpoint-Präsentationen reichen nicht aus. Schulungsanbieter sind daher gefordert, kreative Konzepte zu entwickeln und zu erproben. Beispiele für solche Erprobungen sind die NIA App, die begleitend und unterstützend zur Neurodermitis-Schulung eingesetzt werden kann, und die online ME/CFS-Schulung für Kinder, Jugendliche und Familien, die im Rahmen der BayNet-Studie pilothaft erprobt wurde.
Um solche Konzepte dauerhaft anbieten und weiter ausbauen zu können, braucht es die Bereitschaft von Kostenträgern und dem Gesetzgeber, flexiblere Schulungsdurchführungen zu ermöglichen und in die Regelversorgung aufzunehmen ..."
Roland Küffner und Kollegen fassen erforderliche Kompetenzen der Schulungsleiter zusammen: "Die Fähigkeit, die digitale Kommunikation und Arbeitsbeziehung zu gestalten, Gruppenkohäsion zu schaffen, Kommunikationsabläufe anzupassen, mit schwierigen Situationen umzugehen. Zusätzlich sind das Wissen über verhaltenswirksame Prozesse, digitale Schulungskompetenzen, wissenschaftliche Kompetenz zur Evaluation der Teilnehmerzufriedenheit sowie planerische und regulatorische Kompetenzen erforderlich ..."
Andrea Reusch, Ulrike Worringen (Hrsg.) Patientenschulung im Umbruch.
In: Psychosoziale und Medizinische Rehabilitation 2/2024
https://www.psychologie-aktuell.com/journale/praxis/bisher-erschienen/inhalt-lesen/2024-2-126.html