Feiner und präziser
Die neue Operationstechnik erlaubt es den Chirurginnen und Chirurgen, wesentlich feiner und präziser zu arbeiten als mit herkömmlichen Operationsverfahren. „Wir können jetzt kleinste Gefäße, Nerven und Lymphbahnen mit 0,3 oder gar 0,2 Millimeter Durchmesser nähen. Früher mussten diese einen Durchmesser von mindestens einem Millimeter haben“, erklärt Privatdozent (PD) Dr. Khaled Dastagir. Der leitende Oberarzt der Klinik ist Experte auf dem Gebiet der robotergestützten Mikrochirurgie. Er ist begeistert davon, was mit der neuen Technik machbar ist. Den mikrochirurgischen OP-Roboter setzt die Klinik beispielsweise ein bei Brustrekonstruktionen nach Brustkrebs, beim Annähen abgetrennter Fingerkuppen oder bei Gewebetransplantationen. Dabei sei es nun zum Beispiel möglich, auch allerkleinste Gewebeteile passgenau zu verpflanzen, sagt PD Dr. Dastagir.
Bedienung über Joysticks
Bei Eingriffen mit dem neuen OP-Roboter befindet sich der Chirurg oder die Chirurgin nicht wie gewohnt am OP-Tisch. Er oder sie sitzt vom Operationsfeld entfernt auf einer Art Konsolen-Stuhl und bedient die Roboterarme über Joysticks. Das Operationsfeld wird ihm oder ihr über ein 3D-AR-Headset mit Brille auf zwei hochauflösenden Monitoren mikroskopisch dargestellt. AR steht für Augmented Realitiy, das heißt, die Bilder könnten in der Zukunft um digitale Elemente wie Schnittbilder erweitert werden, was den Eingriff gegebenenfalls noch präziser macht. Die Handbewegungen des oder der Operierenden an den Joysticks führen die Roboterarme mit einer bis zu 20-fachen Verkleinerung am OP-Tisch aus. Dabei kommen winzige Instrumente – eine Pinzette und ein Nadelhalter – zum Einsatz.
Flexibler als menschliche Hand
Die Fähigkeiten des mikrochirurgischen OP-Roboters sind enorm. So können sich die „Roboterhände“ im Gegensatz zu menschlichen Händen um 360 Grad drehen, sie sind also wesentlich flexibler. Darüber hinaus können sie viel kleinere Bewegungen ausführen als eine menschliche Hand. Und schließlich kann der OP-Roboter jedes Zittern und jede ungewollte Bewegung der Hände eliminieren. „Der OP-Roboter überwindet Bewegungsgrenzen der menschlichen Hand und ermöglicht so die Eingriffe im
Zehntelmillimeterbereich“, erläutert PD Dr. Dastagir. Operationen, die in der Mikrochirurgie früher oft nicht möglich waren, sind jetzt technisch machbar. Ein Beispiel: das Annähen von Fingerkuppen. „Die Wahrscheinlichkeit, dass diese nach dem Annähen auch tatsächlich wieder anwachsen, steigt durch die Fähigkeiten des OP-Roboters auf etwa 50 Prozent“, berichtet der Chirurg.
System mit viel Potenzial
Professor Vogt sieht in dem OP-Roboter die Zukunft der Mikrochirurgie. Er erweitere nicht nur die Operationsmöglichkeiten, sondern stelle für die Operierenden auch einen ergonomischen Arbeitsplatz dar, an dem lange konzentriert gearbeitet werden könne. „Außerdem haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Handhabung des OP-Roboters sehr gut erlernbar ist. Die Lernkurve beim Training ist steiler als bei bisherigen Operationstechniken.“ Der Klinikdirektor ist davon überzeugt, dass das System viel Potenzial hat. „Wir sind froh, diese neue Technik bei uns in der Klinik zu haben und sind sehr daran interessiert, sie weiterzuentwickeln.“
50 Jahre Plastische Chirurgie an der MHH
In diesem Jahr feiert die Klinik für Plastische, Ästhetische, Hand-und Wiederherstellungschirurgie ihr 50-jähriges Bestehen. Die Abteilung wurde 1974 gegründet, hinter ihr liegen erfolgreiche und bewegte Jahre. Das Jubiläum feiert die Klinik am 14. Juni mit einem wissenschaftlichen Symposium, bei dem ein Rückblick auf die vergangenen Jahre und ein Ausblick auf die zukünftigen Herausforderungen erfolgt.
Weitere Informationen erhalten Sie bei Professor Dr. Peter Maria Vogt, vogt.peter@mh-hannover.de, Telefon (0511) 532-8860 und PD Dr. Khaled Dastagir, dastagir.khaled@mh-hannover.de, Telefon (0511) 532-2710.
Diese Presseinformation finden Sie auch auf www.mhh.de.
Medizinische Hochschule Hannover (MHH)
OE 9150, Carl-Neuberg-Straße 1, 30625 Hannover
Telefon (0511) 532-6771 bis -6774