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Empirische Sonderpädagogik, 2024.16:171-186
Geht ein Etikett in den Förderschwerpunkten LE sowie ESE mit einer verminderten sozialen Akzeptanz einher?
Zusammenfassung:
In der Vergangenheit wurde immer wieder repliziert, dass Schüler*innen mit den sonderpädagogischen Förderbedarfen (SFB) Lernen (LE) und Emotionale-soziale Entwicklung (ESE) in inklusiven Klassen weniger sozial akzeptiert werden als ihre Mitschüler*innen. Nicht ganz klar ist allerdings, ob der SFB im Sinne eines stigmatisierenden Etiketts zu diesem Ergebnis führt. Auf Basis einer vorliegenden deutschen Studie gehen wir davon aus, dass keine Unterschiede zwischen Kindern mit und ohne SFB in ihrer sozialen Akzeptanz (SA) bestehen, wenn sich diese in ihren dimensional gemessenen Förderbedarfen sehr ähnlich sind. Die Stichprobe umfasst n = 2.830 Schüler*innen der Jahrgangsstufen 1 bis 4 aus Nordrhein-Westfalen. N = 182 Kinder wiesen einen amtlichen SFB LE und/oder ESE auf. Diesen Kindern wurden auf Basis dimensionaler Förderbedarfseinschätzungen der Klassenleitungen in den Bereichen Lernen und Verhalten sowie der Klassenstufenzugehörigkeit statistische Zwillinge zugewiesen. Die Analyse der Gesamtstichprobe zeigte, dass ein SFB negativ mit der SA assoziiert war. Dieser Zusammenhang war jedoch bei gleichzeitiger Betrachtung der dimensionalen Förderbedarfseinschätzungen nicht mehr nachweisbar. Die Analyse der Teilstichprobe (n = 364) mit Hilfe eines Äquivalenztests (TOST-Verfahren) führte zur Ablehnung der Nullhypothese, dass Schüler*innen mit SFB mindestens schwach weniger sozial akzeptiert werden als ihre statistischen Zwillinge. Für die sonderpädagogische Forschung in Deutschland könnte dies bedeuten, dass zukünftig nicht mehr (ausschließlich) der SFB, sondern schwerpunktmäßig bspw. Verhaltensweisen aller Schüler*innen oder ihrer Lehrkräfte zur Erklärung der SA in den Blick genommen werden sollten.
Schlüsselwörter:
Is a label of special educational needs in the areas of learning difficulties and social-emotional development associated with a decreased social acceptance?
Abstract:
In the past, it has been repeatedly observed that students with special educational needs (SEN), especially those with learning difficulties or behavioral problems, are less socially accepted in inclusive classes than their peers. However, it is not entirely clear whether SEN, in the sense of a stigmatizing label, leads to this outcome. Based on an existing German study, we hypothesize that there are no differences in social acceptance (SA) between children with and without SEN if their support needs are very similar. The sample comprises n = 2.830 students in grades 1 to 4 from North Rhine-Westphalia. N = 182 children had SEN (learning difficulties and social-emotional development). These children were matched statistically with twins based on dimensional assessments of learning and behavioral problems by their class teachers, as well as their grade level. The analysis of the overall sample indicated a negative association between SEN and SA. However, this association was not statistically significant when learning and behavior problems were additionally taken into account. The analysis of the subsample (n = 364), using an equivalence test (TOST-test), resulted in the rejection of the hypothesis that students with SEN are at least slightly less socially accepted than their statistical twins. For special education research in Germany, this could imply that in the future, factors such as behaviors of all students or their teachers, rather than (exclusively) SEN, should be considered when explaining SA.
Keywords: