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    NEWS-Archiv - zum weiterlesen

    Weltkrebstag 2023: Zukünftig deutlich mehr Darmkrebs, wenn sich nichts verbessert.

    Der Weltkrebstag 2023 steht international unter dem Motto „Versorgungslücken schließen“. Um diese Lücke bei der Darmkrebsvorsorge in Deutschland zu schließen, gilt es die Aktivierung insbesondere der sozioökonomisch schwächeren Anspruchsberechtigten zu verbessern und die kritische MFA-Situation zu entschärfen. Eine Modellierungsstudie des DKFZ zeigt düstere Prognose, wenn sich nichts verbessert.

    Erstmals im Jahr 2000 von der Union for International Cancer Control (UICC) ausgerufen, stellt der Weltkrebstag in den Jahren 2022-2024 das Thema „Versorgungslücken“ in den Mittelpunkt. Ziel ist es, auf die internationale Ungleichheit in der Prävention und Versorgung bei Krebs aufmerksam zu machen. Denn die Hälfte der Weltbevölkerung hat keinen Zugang zum kompletten Spektrum der grundlegenden Gesundheitsdienste. Dies geschieht auch aufgrund von Unterschieden in Bezug auf Einkommen und Bildungsniveau.

    Und dies auch in Deutschland!

    Hierzulande sind rund 59 Prozent der Erwachsenen gesundheitsinkompetent.
    Wohl auch, weil rund 33 Prozent der 18-64 Jährigen - immerhin knapp 17 Millionen Menschen - Leseprobleme, insbesondere bei längeren Sätzen und komplizierten Wörtern haben.

    Die AOK Rheinland/Hamburg hat festgestellt, dass es mehrheitlich sozial und finanziell gut gestellte Bürger sind, die die gesetzliche Darmkrebsvorsorge in Anspruch nehmen. Die Folge ist, dass sie im Schnitt seltener an Darmkrebs erkranken als Menschen aus prekären Verhältnissen und dass vorhandene Tumoren bei ihnen oft in einem so frühen Stadium erkannt werden, dass sie gut behandelbar sind und die Betroffenen dann noch länger leben.
    Dagegen wird Darmkrebs bei Menschen aus prekären Verhältnissen, die meist nur über eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz verfügen, oft erst in einem späteren Stadium diagnostiziert.

    Die Diskriminierung schwächerer Bevölkerungsgruppen im Rahmen der Krebsprävention ist also auch in Deutschland ein Thema.

    Wie sich Darmkrebs in Deutschland entwickelt, wenn wir auf dem bisherigen Niveau der Teilnahmeraten weiter machen, haben Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg in einer Modellierungsstudie 2022 errechnet. Demnach wird bei einer weiterhin niedrigen Teilnahmerate an der Vorsorgekoloskopie bis 2050 ein Anstieg der Darmkrebs-Fälle von heute jährlich etwa 62.000 auf 77.000 zu erwarten sein. Um dieser Steigerung entgegenzuwirken, müsste die Teilnahmerate allein bis zum Jahr 2030 auf etwa den doppelten und ab dem Jahr 2040 sogar auf den dreifachen Wert erhöht werden.

    Quelle: DKFZ


    Um eine höhere Teilnahmerate zu erreichen, sind drei Dinge notwendig:

    1. Motivation:
    Wie eine Auswertung des WidO (Wissenschaftliches Institut der AOK) zeigt, nehmen rund 20% der Versicherten überhaupt nicht am Darmkrebsscreening-Programm ab 50 Jahren teil. Sie nutzen weder Beratung, Koloskopie, noch Stuhltest. „[…] Es würden mehr Frauen und Männer das Angebot nutzen, wenn man sie anders anspräche […],“konstatiert Prof. Hermann Brenner vom DKFZ und ergänzt „[…] alle fünf Jahre einen Einladungsbrief an die 50- bis 65-Jährigen zu versenden, wie das bisher geschieht, reicht sicher nicht aus – zumal das Begleitmaterial mit der Beschreibung der Untersuchung 25 Seiten umfasst und so geschrieben ist, dass die Mehrheit es gar nicht liest, geschweige denn versteht […]“.

    2. Beratung:
    Betrachtet man die Teilnahme der Zehn-Jahres-Kohorten verschiedener Altersgruppen, so nehmen rund 25-29% nur die Beratung und/oder max. zwei präventive Stuhltests in Anspruch (WidO-Auswertung). In der besseren Aufklärung über den Nutzen der Vorsorgekoloskopie dieser grundsätzlich wohl Vorsorgewilligen liegt demnach noch viel Potential.

    3. Personal:
    Die Personaldecke wird auch in den Praxen der niedergelassenen Gastroenterologen dünner. Rund 49 Prozent der befragten Mitglieder des Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen (bng) berichten von freien MFA-Stellen (Medizinische Fachangestellte). Aufgrund fehlender MFAs mussten bereits Praxiszeiten reduziert oder Praxen gar vorübergehend geschlossen werden. Ein Drittel der Befragten bng-Mitglieder berichten von Streichungen geplanter Untersuchungen. Denn ohne assistierende MFA, darf eine Vorsorgekoloskopie nicht durchgeführt werden. Den Beruf dieser in der Gastroenterologie hochspezialisierten Fachkräfte gilt es aufzuwerten.
    Denn Darmkrebs ist eine Krebsart, die verhindert werden kann, wenn man frühzeitig ohne Symptome zur Vorsorge geht. Ohne MFAs allerdings wird diese Präventionsmaßnahme im nötigen Umfang nicht anzubieten sein.

    Ziel muss es also sein, insgesamt verbesserte Rahmenbedingungen zu schaffen, damit noch mehr Menschen das Angebot der Darmkrebs-Vorsorge nutzen können. Ein Anstieg der Darmkrebsneuerkrankungen dagegen würde das Gesundheitssystem zusätzlich belasten. Durch höhere Kosten für Operationen und Therapien, sowie einen gesteigerten Personalbedarf in den Kliniken, der ohnehin aufgrund des akuten Fachkräftemangels kaum ausgeglichen werden kann.

     

    Literatur zum Thema

    Delbrück, Hermann (Hrsg.): Darmkrebs vermeiden

    Pabst ,2015, 268 Seiten

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