- "Abschätzung der klinischen Relevanz der Beschwerden, d.h. die Einordnung als schwerer oder leichter Verlauf
- Je nach Setting hinreichende Differentialdiagnostik, Abschätzung des Ausmaßes organpathologischer/psychopathologischer Befunde sowie die
Erfassung von Komorbiditäten
- Erfassung wesentlicher sozialmedizinischer Aspekte (z.B. Belastungen am Arbeitsplatz)- Erkennen abwendbar gefährlicher sowie drohender
chronischer Verläufe
Erst auf der Basis einer so gestalteten Diagnostik ist ein positives Management der Beschwerden möglich. Hierzu sollten klare Ziele hinsichtlich der psychosozialen und subjektiv erlebten Aspekte formuliert und von allen Beteiligten akzeptiert werden:
- Verbesserung der Lebensqualität
- Verhinderung von Chronifizierung und Selbstschädigung z.B. durch ausgeprägtes Schon- und Vermeidungsverhalten oder iatrogen durch repetitive
Diagnostik und riskante Therapien
- Begleitung bei eingetretener Chronifizierung
- Erweiterung des Erklärungsmodells des/der PatientIn hin zu einem biopsychosozialen Modell und seiner Bewältigungsmöglichkeiten
- Motivation und Überweisung zu einer Fachpsychotherapie bzw. fachbezogenen Psychotherapie, falls die Indikation hierfür gegeben ist."
Weil in diesem Kontext Zahnmedizin über ihre somatischen Grenzen weit hinausgeht, zitiert Anne Wolowski Friedrich Nietzsche: "Es ist nicht genug, eine Sache zu beweisen, man muss die Menschen auch zu ihr verführen."
Andreas Bartols, Mike Jacob & Hans Ulrich Brauer (Hrsg.): Grenzgänge der Zahnmedizin
Eine Festschrift für Winfried Walther
Pabst, 2021, 306 Seiten, Hardcover