Authors: Viola Priesemann, Melanie Brinkmann, Sandra Ciesek, Sarah Cuschieri, Thomas Czypionka, Giulia Giordano, Deepti Gurdasani, Claudia Hanson, Niel Hens, Emil Iftekhar, Michelle Kelly-Irving, Peter Klimek, Mirjam Kretzschmar, Andreas Peichl, Matjaž Perc, Francesco Sannino, Eva Schernhammer, Alexander Schmidt, Anthony Staines, Ewa Szczurek
Die oberste Prämisse sollte sein, in ganz Europa niedrige Fallzahlen zu erreichen und zu erhalten:
Niedrige Fallzahlen retten Leben
Niedrige Fallzahlen sichern Arbeitsplätze und Unternehmen
Bei niedrigen Fallzahlen kann die Ausbreitung effektiver kontrolliert werden
Kontaktnachverfolgung und Quarantäne sind bei hohen Fallzahlen nicht durchführbar
Eine natürlich erworbene Immunität der Bevölkerung ist keine Option [4].
Niedrige Fallzahlen erlauben Planbarkeit
Um den Umgang mit der COVID-19 Pandemie zu verbessern, schlagen wir daher eine gesamteuropäische Strategie vor, die folgende drei Kernelemente enthalten sollte:
- Rasch niedrige Fallzahlen erreichen
- Anzustreben sind maximal zehn neue COVID-19-Fälle pro Million Menschen pro Tag. Dieses Ziel wurde in vielen Ländern erreicht und kann in ganz Europa spätestens im Frühjahr wieder erreicht werden.
- Um die Fallzahlen schnell zu reduzieren, braucht es entschlossenes Handeln. Tiefgreifende Interventionen haben sich als effizient erwiesen. Sie stellen das rasche Erreichen niedriger Fallzahlen bei kurzdauernder Belastung von Psyche und Volkswirtschaft sicher.
- Um einen Ping-Pong-Effekt von importierten und re-importierten COVID-Infektionen zu vermeiden, sollten die Bemühungen um niedrige Fallzahlen in allen europäischen Ländern synchronisiert sein und so schnell wie möglich beginnen. Die Koordination der Maßnahmen erlaubt, dass die europäischen Grenzen offenbleiben können.
Fallzahlen niedrig halten- Sobald die Fallzahlen niedrig sind, können die Beschränkungen – unter sorgfältiger Überwachung – gelockert werden. Eindämmungsmaßnahmen wie das Tragen von Masken, erhöhte Hygiene, moderate Kontaktreduzierung, Tests und Contact Tracing sollten fortgesetzt und verbessert werden.
- Auch bei niedrigen Fallzahlen sollte es eine Überwachungsstrategie geben – mindestens 300 Tests pro Million EinwohnerInnen pro Tag. Damit kann ein Anstieg der Fallzahlen rechtzeitig erkannt werden.
- Lokale Ausbrüche erfordern eine schnelle und rigorose Reaktion mit Reisebeschränkungen, gezielten Tests und möglicherweise regionalen Absperrungen, bis die Zielvorgabe wieder erreicht ist.
Eine gemeinsame, langfristige Vision entwickelnWichtig ist die Entwicklung von kontextabhängigen regionalen und nationalen Aktionsplänen, sowie von Zielen auf europäischer Ebene, abgestuft nach der Zahl der COVID-19-Fälle. Zudem bedarf es der Entwicklung von Strategien zum Screening, zu Impfungen, zur Eliminierung (sofern sie in Reichweite kommt), zum Schutz von Risikogruppen und zur Unterstützung derer, die am stärksten von der Pandemie betroffen sind [8].
Es ist entscheidend, das Ziel und den Vorteil von niedrigen Fallzahlen klar zu kommunizieren, um die Mitwirkung der Öffentlichkeit zu sichern: Der Erfolg aller Maßnahmen hängt entscheidend von der Kooperation und Beteiligung der Bevölkerung ab. Werden die wirtschaftlichen und sozialen Vorteile niedriger Fallzahlen klar kommuniziert, wird das die Kooperationsbereitschaft stark erhöhen.
Die Kontrolle von COVID-19 wird einfacher werden: In naher Zukunft werden eine steigende Immunisierung, mehr Tests und ein verbessertes Verständnis der Eindämmungsstrategien die Kontrolle der Pandemie weiter erleichtern.
Europäische Länder sollten mit klar formulierten gemeinsamen Zielen, koordinierten Anstrengungen und regional angepassten Strategien entschlossen auf niedrige Fallzahlen hinarbeiten.
This translation was provided by Thomas Czypionka and Peter Klimek.
Quellen
- [1] Dorn, F., Fuest, C., Göttert, M., Krolage, C., Lautenbacher, S., Lehmann, R., ... & Sauer, S., 2020, The economic costs of the coronavirus shutdown for selected european countries: A scenario calculation, (No. 25). EconPol Policy Brief.
- [2] Kretzschmar, M. E., Rozhnova, G., Bootsma, M. C., van Boven, M., van de Wijgert, J. H., & Bonten, M. J., 2020, Impact of delays on effectiveness of contact tracing strategies for COVID-19: a modelling study., The Lancet Public Health, 5(8), e452-e459.
- [3] Maier, B. F., & Brockmann, D., 2020, Effective containment explains subexponential growth in recent confirmed COVID-19 cases in China., Science, 368(6492), 742-746
- [4] Alwan, N. A., Burgess, R. A., Ashworth, S., Beale, R., Bhadelia, N., Bogaert, D., ... & Gurdasani, D., 2020, Scientific consensus on the COVID-19 pandemic: we need to act now., The Lancet, 396(10260), e71-e72.
- [5] Dehning, J., Zierenberg, J., Spitzner, F. P., Wibral, M., Neto, J. P., Wilczek, M., & Priesemann, V., 2020, Inferring change points in the spread of COVID-19 reveals the effectiveness of interventions., Science
- [6] Giordano, G., Blanchini, F., Bruno, R., Colaneri, P., Di Filippo, A., Di Matteo, A., & Colaneri, M., 2020, Modelling the COVID-19 epidemic and implementation of population-wide interventions in Italy., Nature Medicine, 1-6.
- [7] Haug, N., Geyrhofer, L., Londei, A., Dervic, E., Desvars-Larrive, A., Loreto, V., ... & Klimek, P., 2020, Ranking the effectiveness of worldwide COVID-19 government interventions., Nature human behaviour, 1-10.
- [8] Dykstra, P., Fortunato, E., Grobert, N., Heuer, R. D., Nurse, P., Kondorosi, É., ... & Woopen, C., Piot, P., 2020, Improving pandemic preparedness and management: Lessons learned and ways forward: independent expert report, From the Group of Chief Scientific Advisors to the European Commission, the European Group on Ethics in Science and New Technologies and the Special Advisor to President Ursula von der Leyen.
Read the full article: https://www.containcovid-pan.eu/
To support this call for action, we are calling for scientists to sign the statement.
Artikelbild: Ewa Szczurek, lizensiert via CC BY 4.0