Faktoren, die zu einer Überfüllung der Notfallaufnahme oder der Intensivstation führen, sind häufig schwer zu beeinflussen. Harding sieht dennoch für betroffene Kliniken mehrere Handlungsoptionen:
- Schaffung zusätzlicher Bettenkapazität z.B. Flurbetten
- Verlagerung weitergehender Diagnostik in nachgelagerte Bereiche bzw. auf einen späteren Zeitpunkt
- Rekrutierung zusätzlichen Personals über Rufdienste bzw. Alarmpläne
- Fest zugeordnete Reinigungskräfte zur schnelleren Bereitstellung von Untersuchungsräumen
- Vorrang für Notfallpatienten vor elektiven Aufnahmen bei begrenzter Bettenkapazität
- Verschieben elektiver Operationen
- Verlegen von Patienten in andere Krankenhäuser
Trotz dieser Möglichkeiten bleibt es nach Einschätzung von Harding erforderlich, "dass eine Einschränkung der Versorgungskapazität der Rettungsleitstelle mitgeteilt wird, da diese einen Nachweis der Behandlungskapazitäten führen muss und der Rettungsdienst so einen Überblick über geeignete Krankenhäuser behält."
Massive oder geringere Verzögerungen bei der Notaufnahme werden in Deutschland immer häufiger. Allerdings liegen dazu keine belastbaren Zahlen vor. Das britische Gesundheitssystem berichtet von annähernd 100.000 Patienten, die im vergangenen Winter mehr als 30 Minuten im Rettungswagen vor einer Notfallaufnahme warten mussten; etwa 25.000 Patienten warteten mehr als eine volle Stunde. Der Guardian berichtet von einer 81jährigen Frau aus Essex, die nach mehr als drei Stunden Wartezeit von der Besatzung eines Rettungswagens in ihrem Haus tot aufgefunden wurde.
Dr. Ulf Harding arbeitet als Arzt in der Zentralen Notaufnahme im Klinikum Wolfsburg (ulf.harding@klinikum.wolfsburg.de).
Literatur:
U. Harding: Geht nicht, gibt´s nicht? Was tun, wenn die Klinik sich abmeldet? In: Journal für Anästhesie und Intensivbehandlung 2/2019, S. 55-58